Bachforelle Fliegenfischen - Auf die Genetik kommt es an!

Wir alle kennen die wunderbaren Schauspiele an den Oberläufen unserer Flüsse und Bäche: wenn Salmoniden beginnen ihre Laichgruben zu schlagen.

Aber was passiert dabei eigentlich? Auf was müssen wir achten, wenn wir Salmoniden besetzen, damit wir dieses Schauspiel auch in Zukunft beobachten können?

Heimische Salmoniden wie Huchen, Bachforelle und Äschen besitzen in der Steiermark laut der Schonzeiten und Mindestfanglängenverordnung der Steiermärkischen Landesregierung festgelegte Schonzeiten und Mindestfanglängen. Die festgelegten Zeiträume dienen den Fischen dazu, dass sie ohne große Beeinflussung ihrem Laichgeschehen nachgehen können. Die festgelegten Mindestmaße sollen den Fischen zumindest ein einmaliges Laichgeschäft ermöglichen um so den Fortbestand der hiesigen Population zu sichern.

Nehmen wir die bekanntesten heimischen Salmoniden und die aus Nordamerika eingebürgerte Regenbogenforelle heran, so ergeben sich folgende Zeitfenster:

Fischart Schonzeiten Mindestmaß
Huchen 01.03. - 30.06. 85 cm
Äsche 15.02. - 15.06. 32 cm
Bachforelle 16.09. - 15.03. 23 cm
Regenbogenforelle   01.01. - 15.03. 23 cm


Einige unter uns werden nun verwundert in die Angellizenzen schauen, und feststellen, dass dort höchstwahrscheinlich andere bzw. längere Zeiträume vorhanden sind, sowie höhere Mindestfanglängen. Dies rührt daher, dass die Steiermark durch die extrem diverse Topographie eine ebenso hohe Diversität an mikroklimatischen Regionen aufweist. Dies hat zur Folge, dass zum Beispiel Fische in der Südsteiermark bei Erreichen der Geschlechtsreife bereits wesentlich größer sind, als in der Obersteiermark, generell aber auch Fischarten in gewissen Regionen kleinwüchsiger sind. Aufgrund dieser Tatsache können die Schonzeiten und Mindestfanglängen vom jeweiligen Fischereiberechtigten verschärft werden. Und zwar nur verschärft! Lockerungen sind natürlich gesetzeswidrig und in Anbetracht der Verpflichtung zur nachhaltigen Bewirtschaftung eines Gewässers ohnehin sinn- und zwecklos.
Die angegebenen Werte der Steiermärkischen Landesregierung sollen das absolut notwendige "Maß" widerspiegeln.

Zurück zum eigentlichen Thema: Wir erkennen also, dass sich die Zeiträume mehr oder minder überlappen. Speziell bei den Huchen wissen Einheimische ganz genau, wenn es losgeht. In erster Linie ist dafür die Wassertemperatur entscheidend, in zweiter Linie jedoch auch die Genetik der Fische.

Warum ist das für uns als Bewirtschafter von Fließgewässern nun so immens wichtig? Führen wir Besatzmaßnahmen durch, so muss unser Augenmerk auf die genetische Abstammung der Besatzfische gerichtet werden - die schönsten Zeichnungen von Bachforellen nutzen uns nichts, wenn wir dabei Fische mit der Genetik aus anderen Flusseinzugsgebieten besetzen.

Bachforelle - Fliegenfischen

*Der Phänotyp - also das Erscheinungsbild eines Tieres, hier einer wunderschönen Bachforelle, ist zwar optisch ein Hingucker, aber kein Indiz dafür, ob es sich hierbei um eine Bachforelle aus dem gleichen Flusseinzugsgebiet handelt. Foto: Irgang / AOS Fly Fishing.

Warum? Diese Fische haben sich über lange Zeiträume an die dort herrschenden Abflussregime und Temperaturverhältnisse angepasst. Diese Anpassungen haben sich im Erbgut verfestigt und tragen dazu bei, dass in dieser Stamm in einem definierten Flusseinzugsgebiet bestens mit den dort vorherrschenden Bedingungen klarkommt. Werden aus solchen Gewässern laichfähige Milchner und Rogner entnommen, um aus diesen Setzlinge zu erbrüten, so ist das die beste Möglichkeit gesunde und robuste Besatzfische zu bekommen.

Soweit so gut, aber wo liegt nun das Problem? Werden Nachkommen solcher hochwertigen Laichfische nun jedoch in Gewässer eingebracht, die andere Abflussregime haben, andere Temperaturkurven über das Jahr aufweisen, so wird der Biorythmus dieser Fische gestört. Auf guat steirisch gsogt: "Se kennan si nix mehr aus". Die Fische laichen - wenn überhaupt - zu völlig anderen Zeitpunkten als von Hiesigen erwartet.

Was ist die Folge? Die festgelegten Schonzeiten der oben genannten Verordnung korrelieren nicht mehr mit den Laichzeiten der Fische.

Und die Conclusio daraus?

+ Optisch können wir nicht feststellen, ob es sich hier um autochthone (also angepasste) Fische handelt.
+ Besatzmaterial aus falscher Herkunft hat keine nachhaltige Wirkung auf den Fischbestand.
+ Im Idealfall: Fang von laichfähigen Fischen aus demselben Gewässer, Erbrütung, Aufzucht und Besatz dieser Nachkommen.